Trauer um Hermann Strauß

Hermann Strauß
Kitzingens erfolgreichster Leichtathlet aller Zeiten ist tot. Er starb am 1. April, kurz nach seinem 80. Geburtstag am 6. März. Strauß war im Laufe seiner Karriere mit den höchsten Auszeichnungen – darunter der Ehrenurkunde der Stadt – geehrt worden, die Kitzingen an Sportler zu vergeben hat.

Hermann Strauß war nicht nur als aktiver Leichtathlet erfolgreich, er hat über Jahre seine Erfahrungen an den Nachwuchs seiner Turngemeinde Kitzingen (TGK) weitergegeben, der er seit 1947 angehörte und deren Ehrenmitglied der ist.

Der größte sportliche Erfolg von Strauß liegt im Jahr 1958. Da sprang er mit 15,59 Metern zweimal deutschen Rekord im Dreisprung und wurde weit über Kitzingen hinaus bekannt.

Hermann Strauß kam über den Fußball und den Handball erst als 17-Jähriger zur Leichtathletik, eher durch Zufall, wie er 2008 in einem Gespräch 50 Jahre nach seinem Rekord sagte. Seine erste Weitsprungleistung waren 4,50 Meter; noch im selben Jahr sprang er sechs Meter. Der ehemalige Kitzinger Bierbrauer und spätere Sportartikelhändler brachte es auf insgesamt 23 Länderkämpfe, bei denen er dreimal im Weitsprung und danach im Dreisprung eingesetzt wurde. Den ersten Länderkampf bestritt er im Mai 1957 in Madrid.

Bei der Euromeisterschaft der Leichtathleten im August 1958 im schwedischen Stockholm kam der Dreispringer mit 15,11 Meter auf Rang sieben. 1960 war Hermann Strauß für die Olympischen Spiele in Rom im Dreisprung qualifiziert. Ein Knocheneinriss bei einem Länderkampf in Warschau beendete aber den Traum von einem Start im Zeichen der fünf Ringe.

Strauß hatte des öfteren mit Verletzungen zu tun, die seine Karriere behinderten. Dennoch führte ihn die Leichtathletik in die ganze Welt, viele Länder Europas waren darunter, aber auch Japan. In Finnland sprang er vor 40 000 Zuschauern – für Strauß waren es schöne und erlebnisreiche Jahre als Spitzensportler, die 1960 mit einem Länderkampf gegen die USA in Stuttgart endeten. Eine wiederholte Fersenprellung setzte der Karriere ein Ende.

Ganz konnte er vom Springen und Laufen aber nie lassen. So brachte er es in der Senioren-Leichtathletik sogar zu Weltmeistertiteln. 1977 wurde er in Göteborg erstmals Dreisprung-Weltmeister der Senioren. Neun Weltmeistertitel und acht Europameistertitel in den Seniorenklassen brachte er in seine Heimat Kitzingen, wo er ob seiner Erfolge entsprechend gefeiert wurde. 65-jährig trat er 1996 von der Bühne ab: als Sieger bei der deutschen Seniorenmeisterschaft in Schweinfurt.

Jahrelang gab Hermann Strauß seine Erfahrung weiter, trainierte immer wieder talentierte Kitzinger Springer, die seinen Rekord im Dreisprung überbieten sollten. Geschafft hat es niemand. Der Rekord von 15,59 Metern steht noch immer.

„Hermann Strauß war immer ein echtes Vorbild für die ihm folgenden jüngeren Leichtathleten. Er gehörte zum Urgestein des unterfränkischen Sports, ist eine Legende“, schrieb ein Sportkollege vor einigen Jahren über den erfolgreichsten Kitzinger Sportler.

Die Urnenbeisetzung findet am Freitag, 15. April, um 13.15 Uhr im Neuen Friedhof in Kitzingen statt.

(Quelle: Mainpost)

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